Am 12. Januar 2008 begeht die „Ökumenische Seniorenkantorei Berlin“ ihr zweijähriges Bestehen. Ein arbeitsreiches 2. Jahr liegt hinter uns: 16 Gottesdienstgestaltungen, 3 Konzerte und unsere erste Chorfahrt nach Bautzen, wo wir im Bautzener Simultandom sowohl einen katholischen Gottesdienst als auch eine protestantische Vesper musikalisch gestalteten.
Unser Repertoire hat sich dementsprechend vergrößert, aber - bei den vielen, oft spontan geäußerten Bitten um unser Mitwirken (was wir ja gerne erfüllen, aber wobei wir natürlich nicht immer mit neuen Werken aufwarten können) - sind Wiederholungen (dazu ist ja schließlich ein Repertoire auch da) nicht zu vermeiden. Werke von Albinoni, Bach, Bárdos, Briegel, Buxtehude, Distler, Eben, Elgar, Lahusen, Meder, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Arnold Mendelssohn, Menschik, Mozart, Praetorius und Schütz waren schon im ersten Jahr erarbeitet, neu hinzugekommen sind zusätzliche Werke von Mozart, Bach, Menschik und Buxtehude sowie Kompositionen von Lasso, Rheinberger, Tunder, Zelenka, Crüger, Ebeling und E. Wenzel. CDs als Mitschnitte der Advents- und Passionskonzerte - liegen vor und können im Büro der „Ökumenischen Seniorenkantorei“ bestellt werden.
Musikalische Höhepunkte im vergangenen Jahr waren die musikalische Gestaltung zum 400. Geburtstag von Paul Gerhardt in der Kirche am Prenzlauer Berg, die seinen Namen trägt, wo seine Texte in den Vertonungen von Crüger und Ebeling den Mittelpunkt bildeten; dann der Pfingstmontag in Kloster Neuzelle, wo Mozarts „Spatzenmesse in C-Dur“ mit den Solisten Katherina Müller, Gerda Weissenberg, Matthias Bleidorn und Jonathan de la Paz erklang und schließlich der Gottesdienst zum Reformationsfest in der St. Thomas-Kirche am Mariannenplatz, der so ausgeprägt ökumenischen Charakter hatte.
Das Glanzlicht überhaupt im letzten Jahr war die 1. Chorfahrt der Kantorei nach Bautzen. Der Bautzener Dom - einer der ältesten Simultankirchen Deutschlands - ist sozusagen ein „Muß“ für einen Chor, der in seinem Namen das Wort „Ökumene“ großschreibt. Und als erste musikalische Wirkungsstätte unseres Chorleiters Michael Witt war es uns allen ein wahres Erlebnis, in diesem Dom mit seiner so wohltuenden Akustik - einmal im protestantischen Teil die Vesper, am nächsten Morgen im katholischen Teil die Messe - musikalisch gestalten zu dürfen.
Unser Grundsatz, abwechselnd in evangelischen und katholischen Gemeinden zu singen, wird uns (so hat es sich erwiesen) manchmal schwer gemacht. Zwar werden wir oft gefragt, ob wir nicht singen könnten (und wir tun es gerne, wenn eine sangbare Besetzung auch außerhalb unseres Jahresplanes möglich ist), aber alle - gleich welche Konfession - haben offensichtlich Schwierigkeiten, unseren Namen richtig wiederzugeben. Ganz offensichtlich sträubt sich so mancher, der eine, bei dem Wort „Ökumene“, der andere bei dem Wort „Seniorenkantorei“. Wenn es uns auch immer wieder - und wie schön ist das, es zu hören - bestätigt wird, daß wir nicht „seniorenhaft“ klingen, so sind wir doch Senioren und der Begriff „ökumenisch“ dürfte doch mittlerweile bei allen präsent und auch so gemeint sein.
Kurz vor unserem 2. Jahrestag hatten wir noch ein unerwartetes und sehr schönes musikalisches Erlebnis. Der neue DKM der St. Hedwigs-Kathedrale, Harald Schmitt, Familienvater mit drei Kindern, wollte nach der für ihn - wie für alle - stressigen Weihnachtszeit doch mal mit seiner Familie Urlaub machen, was die Ferienordnung für das Land Berlin ja auch anbot. Also bat er seinen Vorgänger, ob der nicht mit seiner Seniorenkantorei am Fest der Erscheinung des Herrn das Pontifikalamt musikalisch gestalten könne. Michael Witt - nach Rückfrage bei den Senioren - war auch bereit, meinte aber, es wäre doch schön, wenn Mitglieder des Chores der St. Hedwigs-Kathedrale willens wären, mit uns gemeinsam zu musizieren. Und das „joint-venture“ gelang ausnehmend gut, musikalisch sowieso, viele Sängerinnen und Sänger genossen ganz offensichtlich das altvertraute Dirigat, und gesellschaftlich beim anschließenden gemeinsamen „Epiphanias-Umtrunk“ im Bernhardt-Lichtenberg-Haus - eigentlich möchte ich sagen: da capo.
Nach zwei arbeitsreichen Jahren kann ich für mich (und da spreche ich nicht nur für mich) nur sagen: 'Gäbe es noch keine „Ökumenische Seniorenkantorei“, man müßte sie erfinden.' Die vielfältigen sozialen Kontakte, die sich - außerhalb der Chorarbeit - zusammengefügt haben, das Miteinanderlachenkönnen, die Freude an der Musik und die gemeinsame Arbeit (denn Arbeit ist es, aber fruchtbringende und freudemachende) entschädigt für all die kleinen oder auch großen Opfer, die die einzelnen Chormitglieder schon manchmal aufbringen müssen, um gemeinsam zum Lobe Gottes zu musizieren und hinterher zur Entspannung miteinander zu feiern, so natürlich auf der Chorreise nach vollbrachter Tat, beim Sommerfest nach dem Gottesdienst in der St. Michaels-Kirche im schönen Ruinengarten der Kirche oder beim adventlichen Beisammensein im gastlichen Gemeindesaal der St. Petri-Kirche in der Neuen-Grün-Str., unserem Probenort, immer donnerstags, von 18.-20.00 Uhr. Neue Mitglieder sind herzlich willkommen.